Konjic und Glavatičevo

Vom Haus mit Pool in den grünen Bergen und lustigen Restaurantbesuchen

Nach den spannenden Tagen in Sarajevo ging es für uns weiter Richtung Südwesten. Nachdem wir ein bisschen Zeit zwischen Check-Out und Check-In zu überbrücken hatten, gab es nach etwa einer Stunde in Konjic einen Mittagsstopp. Wir waren etwas essen und sind dann einmal über die auf eine osmanische Brücke aus dem 17. Jahrhundert zurückgehende Steinbrücke geschlendert. Allerdings wurden der Himmel zunehmend dunkler, sodass wir ziemlich bald in Richtung unseres Ferienhauses weitergefahren sind. Eigentlich hätte ich gerne eine Unterkunft irgendwo zwischen Konjic und Jablanica gehabt, also westlich von Konjic, aber da war nicht so richtig etwas zu finden gewesen. Das Angebot eines freistehenden Hauses am Fluss Neretva mit eigenem Pool ließ unsere Wahl dann auf die grünen Berge südlich von Konjic fallen, in die Nähe von Glavatičevo ziemlich im Nirgendwo. Dort empfing uns die sehr nette Vermieterfamilie. Das Haus ist wohl das Ferienhaus der Familie, jedenfalls ist es voller persönlicher Sachen und man fühlt sich ein wenig so als sei man bei jemandem zu Besuch. Das ist ein bisschen seltsam, aber das Haus ist schön und groß und hat eben einen privaten Pool und einen überdachten Außenbereich. An diesem ersten Tag allerdings war der Regen dann endgültig angekommen und die Kinder mussten auf die erste Begehung des Pools erstmal noch warten. Dafür gab es dann noch einen kleinen Abendspaziergang zum Fluss und da viel Spaß beim Fotosmachen mit einem (toten) Flusskrebs.

Am nächsten Tag war das Wetter dann besser als angesagt. Zwar immer noch viele Wolken, aber wärmer und streckenweise kam auch die Sonne durch. Nach dem Frühstück ging es also endlich in den Pool. So richtiges Pooltag-Wetter war allerdings nicht und so haben wir uns aufgemacht, den 20 Minuten entfernt liegenden Boračko Jezero zu umrunden. Eigentlich hätten wir gerne eine größere Wanderung gemacht, aber weil die Straßen hier eher eng und kurvenreich sind, wären die Anfahrtswege zu allen Wanderungen, die Komoot und unser Wanderführer angepriesen hätten, alle zu weit gewesen. Deshalb also nur eine kleine Seerunde. Der See ist nett und liegt hübsch zwischen den Bergen, der Weg ist allerdings nur in Teilen ein wirklicher Wanderweg und einige der am See liegenden Campingplätze wirkten eher verwildert. Das wahre Highlight unseres Aufenthalts am Boračko Jezero war dann unsere mittägliche Einkehr bei „Domaća Hrana Retro Food“. Den Eingang übersieht man fast, weil nur zwei kleine Schilder den Weg in einen Hinterhof weisen. Eine Karte gibt es nicht, die Besitzerin erzählt einem, was sie machen kann. Wir haben uns für ein großes Burek entschieden. Dessen Zubereitung haben die Kinder dann interessiert verfolgt – der Teig wurde ultradünn auf die Größe von einem Quadratmeter ausgerollt und ausgezogen, gefüllt, und dann in eine Pfanne gerollt und gebacken. Währenddessen saßen wir an schönen großen schattigen Holztischen in dem wirklich sehr hübschen Hof, in dem es auch eine Rutsche und Schaukeln, mehrere Kätzchen und schöne Blumen gab. Die Besitzerin war extrem kinderlieb, hat den Kindern noch extra Spielzeug gebracht und Sophie zum Abschied ein Armband geschenkt. Als wir aufs Klo mussten, hat sie uns in ihre Wohnung geführt. Die ganze Atmosphäre war weniger die eines Restaurants als die eines Besuchs bei Bekannten, die eben nebenbei noch kochen und leckeres Essen servieren. Der Burek frisch aus dem Ofen war dann auch wirklich sehr gut – sogar Jonathan, der normalerweise Burek/Börek nicht mag, war angetan.

Danach waren wir dann einkaufen in dem kleinen Lädchen in Glavatičevo. Da gibt es einen Tante-Emma-Laden, bei dem man bei der Verkäuferin alle Waren aus den Regalen hinter ihr bestellen musste. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in so einem Laden einkaufen war. Zum Glück konnte die Verkäuferin ganz gut Englisch, sonst wäre das wirklich eine Herausforderung gewesen. Nach unserer Rückkehr wurde dann nochmal gebadet bevor dann ein formidables Gewitter runterkam. Aber für einen Poolgang hat es gereicht. Sophie hat ja im letzten Winter schwimmen gelernt und liebt das Wasser. Und seit wenigen Wochen traut sie sich jetzt auch endlich vom Rand zu springen und zu tauchen und das geht im Pool natürlich am allerbesten. Sie springt wie ein kleiner Frosch mit ausgebreiteten Armen und Beinen und ruft davor immer „Achtung, jetzt kommt die Show!“ – das ist wirklich herzallerliebst niedlich. Und Jonathan taucht und springt sowieso schon immer wie wild. So waren alle glücklich.

Am nächsten Tag schien dann aber endlich wirklich die Sonne und es konnte endlich nach Herzenslust geplanscht werden. Zwischendurch gab es ein Partie Andor Junior und es wurde gelesen und gehört und am Mittag waren wir Forelle essen. Lustigerweise gibt es nämlich ein paar hundert Meter entfernt das Fischrestaurant Halilov Ribnjak. Das liegt direkt am Bach und es gibt dort eine eigene Forellenzucht. Eine Karte gibt es nicht, weil eigentlich eh klar ist, dass man da eben Fisch ist. Wir waren die einzigen Gäste – auch da war es so wie am Vortag, dass die Leute eben einfach da wohnen und ihr Leben leben und wenn jemand vorbeikommt, dann bekommt der eben etwas zu essen. Ich bin sonst kein riesiger Fisch-Fan, aber diese Forellen war wirklich supergut und wahrscheinlich die frischesten, die ich je gegessen habe.

Wir hatten also einen guten Aufenthalt hier. Morgen dürfen wir noch bis mittags hier bleiben, sodass wir in Ruhe zusammenpacken und auch nochmal in den Pool hüpfen können. Und dann geht es in zwei Stunden durch kleinste Bergstraßen weiter in den Sutjeska Nationalpark. Da haben wir uns in eine Berghütte eingemietet, in der es auf jeden Fall kein WLAN und eventuell auch keinen Handyempfang gibt – mal sehen, wann ich hier also weiterberichten kann.

Do you want to see the world?