Una Nationalpark

Von entspannten Tagen am schönen Fluss, tosenden Wasserfällen, Burgruinen in der Abendsonne und nächtlicher Aufregung

Mit bis unters Dach vollgestopftem Auto ging es also los in Richtung Bosnien und Herzegowina. Überall entlang unseres Weges war es krass heiß – sogar in Rennweg am Katschberg. Darüber haben wir uns sehr amüsiert, weil wir da schon mehrmals zwischenübernachtet haben und das Wetter jedes Mal kalt und regnerisch gewesen war. Bis zu unserer Zwischenunterkunft südlich von Ljubljana waren wir knapp sechs Stunden unterwegs. Die Wohnung war sehr hübsch, die Kinder waren vor allem von einem Tischkicker sehr begeistert. In dem Dörfchen gab es sonst nichts weiter zu tun und bei 36 Grad zog es uns auch nicht unbedingt nach draußen – nur am nächsten Morgen war es auf dem netten Balkon kurzzeitig auszuhalten. Da ging es dann bald weiter, vorbei an Zagreb und schließlich hinein nach Bosnien und Herzegowina. Grenzkontrolle mit Stempel im Pass war für die Kinder eine ganz neue Erfahrung. Zwischenzeitlich machte bei 38,5 Grad Außentemperatur unsere Klimaanlage schlapp. Das war dann ein eher unangenehmes Stück Weg – zum Glück hat sie sich dann nach kurzer Pause erholt.

Gegen halb 4 nachmittags waren wir dann endlich am Ziel – in der Hacijenda Burzić in Kulen Vakuf. Und da ist es einfach wunderbar. Eine kleine Hütte auf Stelzen mit zwei Schlafzimmern, Küche und Balkon direkt an der Una. Drumherum ein großes Grundstück mit schattigem Plätzchen unter dem Häuschen, Liegestühlen und Hängematten. Der allerbeste Ort also, um sich bei den auch für die nächsten Tage angekündigten 36 Grad aufzuhalten. Die Una ist ein wunderschöner Fluss und man kann in ihr auch baden. Sie ist ganz schön kalt und lange hält man es nicht aus im Wasser, aber bei den Temperaturen ist sie als Erfrischung großartig.

Als es nach einem Gewitter abends zumindest ein bisschen abgekühlt war, haben wir einen kleinen Erkundungsspaziergang gemacht. Im Ort selbst gibt es zwei kleine Lädchen, in denen man Vorräte auffüllen kann, und wo es – für die Kinder das wichtigste – beeindruckende Eisvorräte und -auswahl gibt. Die Stimmung war ganz zauberhaft, weil die Sonne wieder durch die Wolken kam und aus der Una der Nebel emporstieg. Dazu rief dann der Muezzin der Moschee im Dorf, was ich sowieso sehr gerne mag.

Allerdings ging unser erster Abend dann nicht ganz so entspannt weiter wie gedacht, weil Sophie von einer Katze in die Hand gebissen wurde. Sah überhaupt nicht schlimm aus, nur ein Ratscher ohne Blut und war auch eigentlich keine Absicht von der eigentlich sehr verschmusten und zutraulichen Katze, glaube ich. Zuerst haben wir die Kinder dann auch ins Bett gebracht, dann aber „Katzenbiss“ gegoogelt und doch ein bisschen Panik bekommen. Da heißt es nämlich, dass ein Katzenbiss immer ein medizinischer Notfall ist und angeschaut werden sollte. Das nächste Krankenhaus von hier ist allerdings in Bihać und damit 50 Minuten entfernt. Keine sehr verlockenden Aussichten also nach einem langen Fahrtag und mitten in der Nacht. Meine Angst war dann aber doch zu groß, zumal Sophie den ganzen Abend über Schmerzen geklagt hatte (sie neigt da allerdings auch zu Theatralik). Also haben wir die Kinder wieder aufgeweckt und uns um halb 11 auf den Weg nach Bihać gemacht. In Krisensituationen funktionieren unsere Kinder wirklich ganz wunderbar und haben das beide ohne größeres Gemotze mitgemacht. In Bihać selbst war es dann noch schwierig die Notfallambulanz zu finden. Im Krankenhaus hat man uns wieder weggeschickt, allerdings die falsche Adresse ins Navi eingegeben. Nach etwas Herumirren haben wir die Notaufnahme dann endlich gefunden (sie ist in der Nähe des Bahnhofs). Dort waren sie sehr freundlich, haben aber nur gefragt, ob Sophie gesund und vollständig geimpft ist. Dann haben sie die Hand desinfiziert und verbunden und nach 5 Minuten waren wir wieder draußen. Hätte man sich also medizinisch auch sparen können – meine Nerven hat es aber durchaus etwas beruhigt. Um halb 1 Uhr nachts waren wir dann wieder in Kulen Vakuf und sind alle sehr müde ins Bett gefallen. Was eine Aufregung! Wegen der Aufregung und der verkürzten Nachtruhe war am nächsten Tag dann erstmal Ausruhen und Entspannen angesagt. Wir waren kurz im Ort einkaufen und haben ansonsten in der schönen Una gebadet, gelesen und gespielt. Es ist auch echt einfach zu heiß für alles. Deshalb also Beach Life.

Am nächsten Tag war dafür Erkundungstag. Halbwegs zeitig gegen 10 Uhr sind wir in Richtung Martin Brod aufgebrochen. Da haben wir beim Kloster bzw. der Nationalparkinfohütte geparkt und sind dann in Richtung der kleinen Wasserfälle aufgebrochen. Das sind zwar ein paar Schritte mehr zu laufen, dafür spart man sich das absolute Parkchaos Balkanstyle direkt vor den kleinen Wasserfällen. Die kleinen Wasserfälle sind kostenlos zugänglich und wunderschöne Staustufen, die über Tuffstein fließen, und die man auf einer Brücke überqueren kann. Wenn man weiter über die Brücke ins Dorf geht, dann kommt man auch noch zu weiteren Wasserfällen, die einfach mitten im Dorf liegen und über die zum Teil Häuser gebaut wurden. Die großen Wasserfälle von Martin Brod („Great Una Waterfalls“ auf Google Maps) kosten 3KM (Konvertible Mark = 50% des Werts eines Euros) Eintritt, sind also auch eher ein Schnäppchen. Auch der große Wasserfall ist sehr beeindruckend.

Von dort aus kann man dann auch noch einen sehr schönen und schattigen Weg gehen („Marthas Path“). Und wenn der dann zu Ende ist, dann geht es linker Hand auf einen schmalen und sehr abenteuerlichen Pfad durch den Wald, an dessen Ende man bei einer alten Eisenbahnbrücke einer stillgelegten Bahnstrecke ankommt. Auf der kann man über die Una gehen und auf beiden Seiten theoretisch kilometerlang durch die alten Eisenbahntunnel gehen. Wir haben uns aber nur ein kleines Stückchen hineingetraut und schon das fanden die Kinder fast zu aufregend. Direkt neben der Eisenbahnbrücke gibt es auch eine Fußgängerbrücke, die zu einem netten Picknickplatz und dann über eine Offroadpiste zurück nach Martin Brod geführt hat. Insgesamt war das eine richtig coole Wanderung und Dank des vielen Schattens auch trotz der enormen Hitze machbar. Insgesamt waren das etwa sechs Kilometer, die auch Sophie ohne Gemaule gelaufen ist. Solange die Wege abenteuerlich sind, laufen unsere Kinder alles.  

Trotzdem waren wir nach der Wanderung ganz schön fertig und verschwitzt – der Sprung in die Una bei uns an der Hütte war großartig. Der Nachmittag verging dann wieder mit Spielen und Entspannen. Und nachdem wir diesmal mit Abendessen recht früh dran waren, die Hitze Dank Bewölkung nicht mehr ganz so stark und die Kinder tatsächlich noch motiviert waren, haben wir nach dem Abendessen noch die Burgruine Ostrovica erklommen, die über Kulen Vakuf thront. Dafür sind wir ein Stück weit mit dem Auto den Berg hinaufgefahren und haben es dort geparkt, wo die Schotterpiste anfing (nur um dann später zu merken, dass das nur eine kurze Unterbrechung der Teerstraße war und man gut noch deutlich weiter rauffahren hätte können). Von da aus ging es in etwa 30 Minuten hoch zur Burgruine. Der Weg war in der Abendsonne sehr schön und friedlich und außer uns war auch niemand da. Der Blick auf Kulen Vakuf ist wunderschön und in der Burg gibt es viel zu entdecken. Sophie war das allerdings etwas unheimlich und Jonathan war eher in Harakiri-Stimmung, sodass wir uns dann bald wieder auf den Rückweg gemacht haben und uns für die Strapazen des Tages mit einem Eis belohnt haben.

Am Vormittag des letzten ganzen Tags im Una Nationalpark sind wir dann noch zu den größten Wassefällen hier gefahren – dem fast 25 Meter hohen Štrbački Buk. Die Anfahrt dauert von Kulen Vakuf etwa eine halbe Stunde und führt zur Hälfte über eine sehr schmale Straße, die die letzten drei Kilometer dann auch nur noch Schotterpiste ist. Auch der Wasserfall kostet Eintritt (8KM). Vor Ort gibt es Holzstege, die einen von Aussichtsplattform zu Aussichtsplattform führen. Am Ende hätte es auch noch einen Wanderweg gegeben, aber wir sind ja gestern schon genug gewandert. Wir haben also nur ein bisschen die Aussicht genossen und die Kinder haben fasziniert einer Rafting-Gruppe zugeschaut, deren Guides den Štrbački Buk hinuntergesprungen sind und die Boote hinuntergestoßen haben – große Show. Als wir dann auf dem Rückweg waren, kamen uns ziemlich viele Leute entgegen – es lohnt sich also wohl, am Vormittag hinzufahren, denn da war noch nicht allzu viel los. Schöne Wasserfälle jedenfalls.

Den Rest des Tages war dann wieder Strandleben angesagt. Ein letztes Mal die Natur genießen. Wobei das große Kind und ich dann am Abend bzw. am späten Nachmittag leider magenkrank wurden. Nochmal unerfreuliche nächtliche Aufregung also – generell und vor dem Abreise- und Fahrttag im Besonderen natürlich eher suboptimal. Denn am nächsten Morgen ging es weiter in die große Stadt – Sarajevo ist unser nächstes Ziel.

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